Dieser Text  ist ein Auszug aus meiner Examensarbeit zum Thema "Kirche im Internet". Der Text wurde für das Internet etwas überarbeitet. Anmerkungen und Quellenbelege wurden z.T. entfernt bzw. verändert. Der Stand der Angaben ist Mai 1997.


1. Möglichkeiten und Grenzen der Kommunikation im Internet

1.1 Das Internet – ein kurzer Überblick

1.1.1 Entstehung und Entwicklung des Internet

Der Vorläufer des Internet wurde 1969 in den USA in Betrieb genommen. Neben dem Militär hatten auch andere Organisationen wie z.B. die NASA oder Universitäten eigene Computer. Um alle verfügbaren Informationen auf diesen Maschinen zu verknüpfen und gemeinsam nutzen zu können, schuf man das ARPANET, ein zunächst aus vier Computern bestehendes Netzwerk.1 Im Hintergrund stand jedoch ein militärischer Gedanke. Im Falle eines Atomangriffs2 sollten durch die elektromagnetische Störung nicht alle Computerverbindungen des Landes auf einmal zusammenbrechen, und somit jegliche Befehlsstruktur unterbrechen. Es wurde daher ein Netz geplant, das aus vielen einzelnen gleichberechtigten Computern an verschiedenen Orten besteht, die untereinander verknüpft, jedoch nicht von einem einzelnen Zentralrechner abhängig waren.

Um die verschiedensten Rechnertypen und Betriebssysteme, die im Einsatz waren zu verknüpfen, wurde ein auf allen Rechnern einsetzbares Kommunikationsprotokoll3 geschaffen.

Den Vorteil dieses schnellen Protokolls nutzten ab Anfang der 80er Jahre auch mehrere amerikanische Universitäten und Wirtschaftsunternehmen für ihre Computerverbindungen. Sie gründeten neue, vom ARPANET unabhängige Netze, die zum Teil wieder untereinander verbunden wurden.

Aus Angst, die weltweite Führungsposition in der Computerhochtechnologie zu verlieren, wurde daher 1986 in den USA das NSFNET gegründet. Nach ARPANET-Vorbild unterhielt dieser Zusammenschluss ein eigenes Netzwerk aus zunächst fünf Hochleistungscomputern. Bald schon integrierte und verdrängte es das ARPANET, das mittlerweile in INTERNET umbenannt worden war.

1990 hob das Federal Network Council die Bestimmung auf, nach der zuvor jedes Mitglied des Internet einen Bürgen bei der US-Regierung haben musste. Durch diese Liberalisierung und die Einführung des WWW, einer Software, die am Kernforschungszentrum CERN in Genf entwickelt wurde, war ab 1993 das Internet praktisch für jedermann zugänglich.

In den letzten Jahren schlossen sich weltweit unzählige weitere Netzwerke an, so dass sich das Internet mittlerweile zu einem unüberschaubaren Geflecht entwickelt hat. Einen nicht unerheblichen Einfluss auf die Expansion hatte dabei die amerikanische Regierung unter Präsident Bill Clinton und Vizepräsident Al Gore. Sie erklärten 1994 den Ausbau des "Information Super Highway" zum Staatsziel.4

Mit der explosionsartigen Entwicklung nimmt gleichzeitig die Kommerzialisierung zu. Noch Ende 1994 war Werbung auf Internet-Seiten verpönt. Das hat sich jedoch bis zum heutigen Tag weitestgehend geändert. Es gibt kaum noch Sites, die werbefrei sind.

1.1.2 Die Nutzergruppe (User) des Internet

In den letzten vier Jahren hat das Internet eine explosionsartige Entwicklung erlebt. Zuwachsraten von 10% monatlich sind dabei normal. Die Zahl der Nutzer wird gegenwärtig weltweit auf über 50 Millionen geschätzt. Allein in Deutschland waren Ende März 1997 über 770000 Rechner an das Internet angeschlossen. Weltweit waren es Ende Januar 1997 über 16 Millionen.5

Demoskopisch gesehen ist der durchschnittliche User des Internet 34,9 Jahre alt, zu 68,6% männlich und besitzt zu 56,1% eine höhere Bildung. In Europa sind es sogar über 80,2% männliche Internetnutzer.6

Das Internet wird scheinbar besonders oft von der Arbeitsstelle aus benutzt. Das lässt sich aus sog. Zugriffsstatistiken ermitteln. Diese registrieren zu welchem Zeitpunkt, von welchem Server, welche Dateien abgefragt werden.7 So sind die Zugriffe von deutschen Computern aus besonders in der Mittagszeit hoch und nicht, wie zu erwarten wäre, in der Zeit nach 21 Uhr, wenn die meisten Menschen Feierabend haben und die Telefongebühren erschwinglicher sind.

Aus diesen Statistiken lässt sich jedoch nicht erkennen, wer die jeweiligen User sind, die auf das Angebot zugreifen. Es erweist sich daher als schwierig, genaue Angaben darüber zu machen, wer die Informations- und Kommunikationsangebote jeweils nutzt.

Bedeutsam ist ein Wandel in der Nutzerschaft des Internet. Waren es 1994 noch überwiegend Privilegierte aus Universitäten und Forschungseinrichtungen, mit einem hohen Teil an technischen Wissenschaftlern, so gilt das heute nicht mehr, wenngleich der Bildungsstand immer noch überdurchschnittlich hoch ist. Obwohl der Zugriff auf das Internet rein technisch für alle Personen offensteht, besteht die Gefahr, dass nicht alle diesen Zugang auch finanzieren können und ihnen so ein Nachteil entsteht.

Im folgenden ist nun zunächst auf die Informationsangebote, dann auf die Kommunikationsmöglichkeiten des Internet im einzelnen einzugehen.

1.2. Informationsangebote im Internet

1.2.1 Vorbemerkung zum Informationsangebot im Internet

Das Informationsangebot des Internet ist unüberschaubar. Niemand, nicht einmal speziell dafür ausgelegte Computer, können sagen, wie viel Seiten Text z.B. sich gerade im Internet befinden. Zum Auffinden von Informationen gibt es besondere Suchmaschinen, die selbständig das Netz nach immer neuen Informationen "durchwühlen" ("Crawler") und die Ergebnisse in Suchdatenbanken abspeichern.

Im Gegensatz zu den unten erwähnten Kommunikationsmöglichkeiten des Internet stellt sich das Informationsangebot als ein einseitiges Kommunikationsgeschehen dar. Auf dem Bildschirm erscheint ein Text oder ein Bild und der Nutzer liest ihn, bzw. betrachtet ihn. Zum Teil sind die Informationsangebote des WWW jedoch mit Musik-, Sprach- oder Videosequenzen aufbereitet, so dass der User nicht nur auf der rein visuellen sondern auch auf der auditiven Ebene angesprochen wird. Das von dem reinen Informationsangebot zu unterscheidende Kommunikationsangebot im Internet bietet dagegen zwei- oder polykommunikative Möglichkeiten. Hier kann der Nutzer in den Prozess interaktiv eingreifen.

Auf jedes einzelne Informationsmedium und -angebote des Internet kann und soll an dieser Stelle nicht eingegangen werden, da vorrangig die Kommunikationsmöglichkeiten betrachtet werden sollen. Dennoch ist zum Verständnis des Kommunikationsgeschehens im Internet auf das WWW einzugehen.8

1.2.2 Das World-Wide-Web (WWW)

Das WWW oder einfach "Web" ist eine Softwareentwicklung von Tim Berners-Lee, einem Mitarbeiter des europäischen Forschungszentrums für Teilchenphysik in Genf (CERN). Nach seiner Entwicklung 1989/90 wurde WWW 1991 in den USA erstmals der Öffentlichkeit präsentiert und in die sog. "Killerapplikation"9 NCSA-Mosaik eingebaut. Die graphische Benutzeroberfläche des Programms vereinfachte in starker Weise den Zugriff auf die Ressourcen des Internet. Die Besonderheit des WWW ist eine auf Hypertext basierte Programmiersprache, die mittels Hyperlinks10 dem Leser eine "nicht-lineare" Leseweise ermöglicht. Trifft er auf einen (meist farbig markierten und unterstrichenen) Begriff und klickt mit der Maus darauf, so führt ihn der Querverweis auf eine neue Seite.

Auf diese Weise kann sich der User schnell und komfortabel durch viele Sites11 unterschiedlichster Anbieter durchhangeln. Man spricht dabei von "surfen". Oft verweisen die Links nicht auf die jeweilige Homepage, sondern direkt auf eine untergeordnete Seite. So kann es sein, dass der Surfer nicht einmal erfährt, wer diese Seite entworfen hat oder wo sich diese Seite befindet.12 Eine Folge des Surfens ist eine gewisse Orientierungslosigkeit, die jedoch wiederum den Reiz ausmacht, Neues zu entdecken. Im Surfen ist auch eine Sprunghaftigkeit und Unstetigkeit impliziert, die dem Teleswitching beim Fernsehen ähnelt. Gefällt es dem User auf einer Seite nicht mehr, so klickt er sich weiter. Das stellt für die Entwicklung von Homepages und Websites die Herausforderung dar, sich möglichst gut darzustellen, um den Nutzer relativ lange auf den eigenen Seiten zu halten. Seiten, die jedoch keine Links zu anderen Homepages beinhalten, sind verpönt und wirken langweilig.

1.3 Kommunikationsmöglichkeiten im Internet

1.3.1 Das Spezifikum der Internet-Kommunikation

Kommunikation im Internet geschieht von Mensch zum Computer, von Computer zu Computer und von Mensch zu Mensch. Die Vorteile liegen in der Geschwindigkeit und den geringen Kosten. Eine E-Mail z.B. ist spätestens nach ein paar Minuten beim Empfänger, egal ob er im Nachbarzimmer oder am anderen Ende der Erde wohnt.

Die asynchrone (zeitversetzte) Kommunikation ermöglicht es jedem fast zu jeder Zeit die vorhandenen Kommunikationsmittel zu gebrauchen. Jeder kann dabei jederzeit die Kommunikation über das Netz auch wieder beenden, indem er einen Knopf drückt oder sich mit der Maus ausklickt. Neben der asynchronen stellt das Internet mit Chat, Videokonferenzen und Telefonangeboten auch synchrone Kommunikationsmöglichkeiten zur Verfügung.

Der Umgangston im Internet ist stark durch amerikanische Einflüsse geprägt und somit locker und direkt. Die "du"-Ansprache ist die Regel, jedoch tun sich damit die meisten deutschen Internetnutzer sehr schwer. Durch den Umgangston bedingt, entsteht schnell eine Nähe zum Kommunikationspartner. Damit verbunden ist ein Phänomen, das in ähnlicher Weise auch bei der Telefonseelsorge auftritt. Durch die absolute Entfernung (Anonymität), wird gleichzeitig eine sehr vertraute Nähe geschaffen.

Der benutzte Name im Internet Muss nicht dem realen Namen des Users entsprechen. In einigen Bereichen (z.B. Chat) ist das Pseudonym oder ein Fantasiename beinahe vorausgesetzt. Beim Versenden von Email ist die Verwendung eines Pseudonyms zwar technisch möglich, aber nicht üblich. Die Einfachheit der Bedienung, die mögliche Anonymität und die relative Entfernung zueinander halten die Hemmschwelle für Internetnutzer sehr niedrig.

Im folgenden sollen einzelne Kommunikationsmöglichkeiten genannt und auf ihre Eigenschaften hin überprüft werden. Dabei werden nur Möglichkeiten erwähnt, die bereits häufig benutzt werden und in der Internetwelt ihren festen Platz haben.

1.3.2 Email (Die elektronische Post)

Email ist das Kommunikationsmittel des Internet. Es war auch die erste Funktion, die von einer breiten Masse genutzt wurde. 1972 wurden erstmals Textdateien über das ARPANET verschickt, um den Benutzern eine Kommunikation miteinander zu ermöglichen. Inzwischen gehen die Möglichkeiten über die reine Textübermittlung weit hinaus. An eine Email können Dateien angefügt werden und damit auch Bild- und Audiodaten übermittelt werden.

In der Regel wird die Email offline verfasst und mit der nächsten Internetsitzung verschickt. Wie die Briefpost ist Email ein "asynchrones" Medium, d.h. der Sender schickt eine (wohlüberlegte) Nachricht, wann es ihm passt und der Empfänger liest sie und reagiert darauf, wann es ihm passt.

Der Vorteil gegenüber einem auf "normalem" Postweg versandten Brief oder Dokument liegt dazu in der Geschwindigkeit, in den Kosten13, der Umweltverträglichkeit und der Bequemlichkeit. Die empfangenen Dokumente können sofort auf dem Computer weiterverarbeitet oder beantwortet werden. Daneben zeigt sich als Vorteil gegenüber einem Telefongespräch – also einer "Echtzeit-Kommunikation" - der stärker informelle Charakter und die Unverbindlichkeit, denn es besteht kein sofortiger Reaktions- oder Antwortzwang. Die Kommunikation per Email wird zudem meistens wichtiger genommen als die traditionellen Methoden. In der Regel bekommt man sofort eine Antwort und nicht erst nach einigen Tagen. Um den Geschwindigkeitsvorteil nicht aufzuheben, wird jedoch vom Empfänger einer Email die Disziplin verlangt, regelmäßig in seinen Briefkasten zu schauen und die Post zu beantworten.

Der Nachteil liegt in der ungeklärten Sicherheitsfrage des Internet schlechthin. Trotz den Bestimmungen des Datenschutzes (die allerdings in jedem Land verschieden sind) und dem Postgeheimnis (vgl. z.B. Art. 10,1 und Art. 18 Grundgesetz), wonach niemandem außer dem Absender und dem Empfänger einer Nachricht deren Inhalt etwas angeht, gibt es eine Reihe von Sicherheitslücken. Da das Übertragungsprotokoll für Emailübertragungen offengelegt ist, besteht die Möglichkeit für Dritte, mit etwas krimineller Energie die Nachrichten zu lesen. Zwar können die Nachrichten vorher codiert werden, jedoch hat das den Nachteil, dass der Code zunächst einmal dem Empfänger mitgeteilt werden Muss und dann die Nachrichten von diesem entschlüsselt werden müssen. Zu einem Problem kann sich u.U. auch der lockere Umgangston und die Möglichkeit sich daraus ergebener Missverständnisse entwickeln. Eine direkte Antwort, die einen Fehler eingesteht und klarstellt, dauert einige Zeit.

Für die Besonderheit der Kommunikation bleibt festzuhalten, dass der Bereich non-verbaler Kommunikation in der Regel ausgeklammert ist.14 Die Möglichkeiten des Internet gehen aber über die private one-to-one-Kommunikation hinaus. In Newsgroups, Mailinglisten und Foren existiert eine "öffentliche" Kommunikationsform.

1.3.3 USENET: Die Newsgroups

Das USENET wurde 1979 von zwei amerikanischen Studenten entwickelt, die vielen Menschen gleichzeitig die Kommunikation über den Computer ermöglichen wollten.15 Das gelang durch Newsgroups, die es im USENET zu allen möglichen Themen gibt.16 Sie sind vergleichbar mit Schwarzen Brettern: Irgend jemand stellt zum Thema eine Frage oder eine These auf. Andere nehmen darauf Bezug. Wieder andere heften ("posten") ihre Meinung an das zuletzt oder auch an das zuerst Gesagte, usw. So ergeben sich zum Teil durch diese Diskussionsfäden (threads) wieder neue Themenbereiche, die evtl. neue Newsgroups bilden.

Technisch gesehen sind Newsgroups Emails, die an einen Server gesandt und dort veröffentlicht werden. Newsgroups sind in der Regel öffentlich, das heißt, dass jeder die Nachrichten lesen und auch Stellung dazu nehmen kann. In gut frequentierten Newsgroups können bis zu 2000 neue Beiträge (article) pro Tag eintreffen.

Damit ergibt sich für das Kommunikationsverfahren eine Schwierigkeit, denn in solchen Gruppen ist es nahezu unmöglich, auch nur annähernd alle neu eintreffenden Informationen zur Kenntnis zu nehmen, geschweige denn, sich aktiv an der Diskussion zu beteiligen. Es bleibt nur bei einem selektiven Lesen. Eine weitere Problematik liegt darin, dass jede Nachricht zunächst einmal gleich wichtig erscheint. Der Leser Muss / kann sich erst beim Lesen entscheiden, wie wesentlich sie ihm ist.

Von den unmoderierten Newsgroups, in denen jede Person "unzensiert" seine Beiträge posten kann, zu unterscheiden sind moderierte. Hier bestimmt ein Moderator (Sysop), welche Nachricht in die Newsgroups aufgenommen wird. Er greift ein, wenn das Schreiben inhaltlich oder formal die sachbezogene Diskussion verlässt bzw. Beleidigungen enthält, und erteilt ggf. auch Verweise aus der Newsgroup. Das Problem der "Zensur", das sich so in den moderierten Newsgroups stellt, wird von sehr vielen Usern als eines der vordringlichsten Probleme des Internet gesehen.17 Daher gibt es häufig neben moderierten auch unmoderierte Nachrichtenbretter zum gleichen Thema.

Newsgroups, besonders die unmoderierten, bieten eine sehr freie Diskussionsmöglichkeit. Die Selbstregulierungskräfte dieser Gruppen sind enorm hoch. Gibt es formale oder inhaltliche Ausschreitungen, so wird der- oder diejenige, der/die das auslöste, oft mit einer Flut von Beschimpfungen (flames) überschüttet. Es sei denn, die Äußerung wird als bewusste Provokation erkannt. Auch Newsgroups sind ein asynchrones Kommunikationsmedium. Der Vorteil gegenüber der Email liegt jedoch darin, dass z.B. bei Problemen oder Fragen gleichzeitig eine ganze Reihe von Personen darüber nachdenken und antworten können.

Jedem steht in den Newsgroups die Möglichkeit offen, sich einzumischen oder Stellung zu beziehen, wann, wo sowie zu welchem Thema er oder sie will. Durch sog. Emoticons gibt es die Möglichkeit seine Gefühle und Einstellungen mitzuteilen.

Häufig sind die Namen der News-Autoren Pseudonyme. Je nach dem selbst gewählten Email-Namen gibt sich ein Teilnehmer mehr oder weniger zu erkennen. Vielleicht ist gerade daher in unmoderierten Newsgroups der Anteil an "Junkmail" sehr hoch.

1.3.4 Mailinglisten (Listserver)

Eine Sonderform der freizugänglichen Newsgroups bieten Mailinglisten.18 Sie sind in der Regel nicht öffentlich, sondern die Nutzer melden sich per Email-Subskriptionsverfahren auf einer solchen Liste an. Anschließend bekommen sie dann durch ein Verteilerprogramm regelmäßig alle Stellungnahmen der Teilnehmer per Email regelmäßig zugeschickt. Die Benutzer einer Liste müssen zunächst sich bemühen und eintragen. Ist diese Hürde überschritten, wartet er ab, bis ihm die Nachrichten per Post zugesandt werden, und er kann sie dann offline beantworten. Auch hier gibt es kommentierte und unkommentierte Mailinglisten. Eine Übersicht über diese Listen bieten sog. Listserver.

Kommunikationsmäßig gilt hier ebenfalls das zu den Newsgroups Gesagte, jedoch kommt als weiterer Aspekt der "geschützte Raum" hinzu. Gegenüber den oft anonymen Beteiligten in den Newsgroups, wird hier zudem meistens die Bekanntheit der Person vorausgesetzt.

1.3.5 Diskussionsforum / Gästebuch

Das Forum entstammt eigentlich den Online-Diensten und ähnelt stark den Newsgroups. Es wird jedoch grundsätzlich von einem Sysop moderiert.

Kommunikationstechnisch stellt sich neben den zu den Newsgroups genannten Schwierigkeiten das Problem, dass der Anfang einer Diskussion nicht mehr nachvollziehbar ist, da durch "scrolling" alte Nachrichten nach einer gewissen Zeit verfallen und vom Server entfernt werden. Foren eignen sich ebenso wie Mailinglisten zu intensiver, ausführlicher Diskussion, die nicht auf schnelle Reaktion angewiesen ist.

Eine Sonderform des Forums stellt das Gästebuch dar, in dem Besucher von WWW-Seiten ihre Kommentare, Grüße oder Anfragen hinterlassen können.

1.3.6 IRC / Chatrooms

Neben den asynchronen Kommunikationsmedien bietet das Internet auch (in zunehmenden Maße) synchrone Medien an.

IRC (Internet Relay Chat) ermöglicht eine "Echtzeit-Kommunikation", die über die Computertastatur geschieht. Die eingegebenen Informationen erscheinen zeitgleich auf den Monitoren der angeschlossenen Chat-Nutzer, die sich in sog. "Chatrooms" zusammenfinden. Chat ist eine die Plauderei, ein unbedeutendes Geschwätz. Ähnlich wie bei CB-Funk verlaufen die Gespräche auf verschiedenen Kanälen. Das bietet dann auch die Möglichkeit, sich zu einem vertrauteren Gespräch zurückzuziehen.

Neben vielen belanglosen Plaudereien gibt es auch organisierte Chatrunden, in denen Prominente live befragt werden können. Gelegentlich spielte der IRC in Notfällen und Krisenherden eine wichtige Rolle. So berichteten beispielsweise Chatter direkt vom Erdbeben in der japanischen Stadt Kobe und aus Los Angeles oder gaben Vor-Ort-Berichte vom Krieg auf dem Balkan.

Für die Kommunikationsart des Chattens spielt schnelle Reaktion eine wichtige Rolle. Es kommt darauf an, spontan (und schlagfertig) zu reagieren. Die Wahl eines Pseudonyms ist die Regel.19 Daher fallen schneller natürliche Hürden und es entsteht auch eine große Nähe unter den Teilnehmern. Es wird stark auf die Netiquette geachtet. Da das Gegenüber nicht sichtbar ist, wird viel mit Andeutungen gearbeitet. Ein thematischer Austausch ist eher die Ausnahme.

Als noch relativ neue Entwicklung stellt sich der WEB-Chat dar. Hier wird direkt im WWW die Möglichkeit des Chat geboten. Neben dem Pseudonym hat man hier auch die Gelegenheit, eine graphische Figur anzeigen zu lassen, und so ggf. in dreidimensionalen virtuellen Räumen die Gespräche zu führen. Mit der Virtualität ist dann das Moment der Entgrenzung aus Raum und Zeit verbunden, wie es sich auch bei den MUD-Spielen20 findet. Durch den Einsatz der 3-D-Techniken wird jedoch das Netz stark belastet.

1.3.7 Weitere Möglichkeiten der Internetkommunikation

Die Grenzen der Netzkapazitäten spielen in der Verbreitung und Nutzung weiterer Kommunikationsmöglichkeiten im Internet eine wesentliche Rolle. So sind die Technologien für Telefonieren und Videokonferenzen in VR zwar vorhanden, doch ist die Qualität durch die oft langsamen Übertragungsgeschwindigkeiten stark beeinträchtigt.

Der Vorteil beim Telefonieren via Internet liegt gegenüber dem herkömmlichen Verfahren im günstigen Preis. In der Regel kann weltweit zum Ortstarif gesprochen werden. Voraussetzung dabei ist jedoch, dass der Partner einen Internetanschluss hat.

Die Übertragung von Radio- und Fernsehsendungen, sowie von Musik- und Videosequenzen fordert ebenfalls einen hohen Speicherbedarf und eine schnelle Übertragungsgeschwindigkeit. Diese kann in Zukunft vielleicht durch die Nutzung des Kabelfernsehnetzes für Internetübertragungen geschaffen werden. Dadurch werden sich vielleicht auch ganz neue Möglichkeiten ergeben, wie z.B. Reisen in VR oder das Durchführen von Messen. Die fortschreitende Kommerzialisierung des Internet bietet dafür beste Voraussetzungen.

1.3.8 Exkurs: Netiquette - der Verhaltenskodex im Internet

Die Kommunikation im Internet ist durch die "Netiquette" geregelt. Dieser Verhaltenskodex hat sich innerhalb des Netzes selbst entwickelt und regelt das Verhalten der Kommunikationspartner untereinander.

Positiv ist es, sich im Netz zunächst einmal zu orientieren und als Beobachter im Hintergrund aufzuhalten. In Newsgroups wird eine Orientierung an den threads verlangt, um die Übersichtlichkeit der Diskussion noch zu gewährleisten. Dazu ist es auch wichtig, beim Thema zu bleiben.

Von den Netzteilnehmern wird eine hohe Toleranz gegenüber Andersdenkenden verlangt. Dabei ist jeder für die selbst gemachten Aussagen verantwortlich und somit zu hoher Wachsamkeit aufgerufen.

Durch "Emoticons" kann man seine Gefühle oder Regungen ausdrücken. Unschicklich ist es jedoch persönliche Informationen weiterzugeben oder gar Werbung in eigener Sache oder für eigene Produkte zu machen.21 Das Schreiben in GROSSBUCHSTABEN wird als Schreien interpretiert.

Ähnliche Regeln, wie für Newsgroups gelten auch für Emails und die Netzbenutzung allgemein.

In der gesamten Internetkommunikation lässt sich eine starke Selbstregulierung feststellen. Beiträge, die den sachlichen Rahmen verlassen, werden durch sog. "flames" gemaßregelt. Hierdurch verschaffen sich angegriffene oder beleidigte Netzbewohner durch hitzige Beiträge, die oft verbale Angriffe und persönliche Beleidigungen beinhalten, Luft.

1.3.9 Nonverbale Kommunikation im Internet: Emoticons

Die Vermutung, dass Kommunikation im Internet nur auf verbale Art und Weise geschieht und diese in der Schriftform ohne ein Kennzeichen von Gefühl und Empfindung stattfindet, lässt sich nicht halten. Abgesehen von der neueren Möglichkeit, die ganze Bandbreite audiovisueller Kommunikationstechniken einzusetzen, hat sich bei den Netzbenutzern über die Zeit hinweg eine Abkürzungs- und Symbolsprache eingebürgert, die mittels einfacher Zeichenkombinationen etwas über das Innere des Kommunikationspartners verrät, oder die Kommentierung von vorausgegangenen Bemerkungen ermöglicht. So drückt z.B. :-) (ein Doppelpunkt mit einem Bindestrich und einer folgenden Klammer zu) einen fröhlichen "smiley" aus. Die Zeichen liegen dabei auf der Seite. Mit etwas Fantasie erkennt man aus --<-{(@ z.B. eine Rose, die man jemandem (zum Abschied) überreicht.

1.4 Grenzen, Schwächen und Risiken der Kommunikation im Internet

Eine wesensbedingte Schwäche des Internet ist es, den Wert einer erhaltenen Information zu erkennen. Ob sie echt oder falsch, wichtig oder nichtig ist, ernstgemeint oder ironisch ist, Muss der Empfänger selbst entscheiden. Durch das Überangebot vieler oft abwegiger,22 nicht durchstrukturierter Informationen ist der User zudem unter starken Selektionsdruck gestellt.

Ein weiteres Problem ergibt sich aus der Vereinzelung in der Scheingemeinschaft. Zwar wird häufig von neuen Kontakten im Internet durch die Nutzung der Kommunikationsmöglichkeiten berichtet,23 doch wird dabei kaum die Tatsache berücksichtigt, dass man sich in der Regel hinter ein Pseudonym oder eine anonyme Email-Adresse zurückziehen kann. Ob diese Kontakte dann auch außerhalb des Internet weiter gepflegt und intensiviert werden (können), ist damit ebenfalls nicht geklärt. Die Mitgliedschaft in der Gemeinschaft der Web-Benutzer verleiht einer Person zwar das Gefühl von Stärke und Geborgenheit, jedoch Muss er dieses zum Teil mit der Aufgabe seiner ganzheitlich-körperlichen Identität bezahlen. Kommunikation findet nur über audio- und visuelle Möglichkeiten statt. Der Geruchs-, Tast- und Geschmackssinn bleiben dabei unberücksichtigt. Händeschütteln, Mundgeruch oder Körperwärme wird nicht wahrgenommen.

Schließlich soll an dieser Stelle auch die (noch) nicht geklärte Sicherheitsfrage des Internet aufgegriffen werden. Wenn es sich hierbei um ein Problem handelt, das europäische Nutzer gravierender einschätzen als amerikanische, macht es die Problematik nicht geringer. Nicht nur im Bereich der Kreditkarten- und Geld-Transaktionsleistungen stellt sich die Frage, wer alles diese Informationen erhält, sondern auch beim Versenden von Emails. Um einen weltweiten Standard festlegen und die Verwendung auf den verschiedensten Computersystemen garantieren zu können, wurden die Übertragungsmechanismen und Programme veröffentlicht. Sie sind somit für jedermann lesbar.

Der Suchtaspekt schließlich, der in der "Droge Internet" steckt, ist mit seinen Folgen gerade erst in den Anfängen der Erforschung. Auf ihn soll hier nicht weiter eingegangen werden.

1.5 Der besondere Reiz des Internet im Rahmen allgemeiner gesellschaftlicher Entwicklungen

Was macht nun trotz dieser Risiken und Grenzen des Internet seinen besonderen Reiz aus? Dieser Frage soll im folgenden Punkt nachgegangen werden. Dabei wird auch auf die gesellschaftlichen Umstände einzugehen sein, die den Rahmen für die Entwicklung des Internet bilden.

"Das Internet ist das Netzwerk, das die Art und Weise verändert, in der Menschen miteinander kommunizieren, interagieren und die Gemeinschaft definieren. Das Internet greift tief in die menschliche Gemeinschaft und Zusammengehörigkeit ein [...]. Es durchkreuzt Zeit und Raum in einer Art, von der wir bisher nur träumen konnten, bildet einen virtuellen Platz und formt echte Gemeinschaft."24

Die immense Entwicklung, die das Internet und damit verbunden auch die neuen Kommunikationsmöglichkeiten gerade in den letzten Jahren durchlaufen haben, hat tatsächlich schon die Gesellschaft in einer gewissen Weise verändert. So gehört es heute zum "in" sein, sich schnell und umfassend zu informieren und sich möglichst weltweit zu präsentieren.25 Dabei trifft das Internet auf Strömungen und Trends in der gegenwärtigen Gesellschaft, die seine Entwicklung besonders fördern und es für Außenstehende mit einer Anziehungskraft verleihen.

Aus einer ganzen Reihe von Kennzeichen der Gegenwart, auf die das Internet trifft, sollen hier einige markante Punkte aufgegriffen werden: zunächst einmal der Informationsbedarf und die Aktualität von Nachrichten, die dem Gefühl, nichts verpassen zu dürfen und Anschluss an die Trends der Gegenwart zu halten, entsprechen. Durch die modernen Informationstechniken "rückt die Welt näher zusammen", ja entsteht so etwas wie ein "globales Dorf". Schließlich ist es nicht mehr undenkbar, überall gleichzeitig sein zu können. Danach liegt es nahe, bei allem Informationskonsum und der Globalisierung, dem Verlangen nach Privatatmosphäre und Individualisierung, sowie dem Wunsch nach Selbstverwirklichung in basisdemokratischen Strukturen nachzugehen.

1.5.1 Informationsbedarf und Aktualität von Nachrichten

Wer nicht informiert ist über das aktuelle Weltgeschehen, ja wer nicht "live" dabei ist, wenn irgendwo ein Krieg ausbricht oder ein Unglück passiert, der lebt hinter dem Mond (und vielleicht nicht einmal dort).

Der Bedarf an Informationen scheint in den letzten Jahren mit ständig zunehmenden und immer schneller verfügbaren Informationsquellen stetig zu wachsen. Wie ist es sonst erklärbar, dass Fernsehanstalten 150 und mehr Kanäle bieten, auf denen jeder zu jeder Zeit das abrufen kann, was er gerade sehen und erfahren möchte – oder auch nicht. Die Verfallszeit von Nachrichten und Informationen wird durch die große Anzahl und die schnelle und umfassende Übermittlung immer kürzer. Zugleich kristallisiert sich zunehmend die Problematik heraus, zu erkennen, was "Wirklichkeit" ist und was nicht.

Das Internet kommt diesem scheinbar immensen Bedarf der Gesellschaft nach schnellen und umfangreichen Informationen und Aktualität nach. Die zu erlernende Medienkompetenz und die Begabung, urteilsfähige Entscheidungen hinsichtlich der empfangenen Informationen zu treffen, nimmt einem das Internet nicht ab. Der richtige Umgang mit dem Informationsangebot wird auf Dauer eine der entscheidenden Qualifikation in der Zukunft ausmachen.

1.5.2 "Dabeisein ist alles" (Die "Zapper"-Gesellschaft)

Noch vor einigen Jahren war der Zugang zum Internet nur einer relativ kleinen Akademikerelite und den Militärs möglich. Seit dem haben sich die technischen Voraussetzungen dramatisch gewandelt. Heute ist es jedem Computerbesitzer, vorausgesetzt er nennt mindestens ein billiges Modem und einen Telefonanschluss sein eigen, möglich, am Internet zu partizipieren.

Bei vielen ist, ähnlich einer Goldgräberstimmung, der Wunsch vorhanden, den Start in die neue Medienwelt des Cyberspace, jetzt nicht zu verpassen, sondern dabei zu sein.26

Neben dem Wunsch dabei zu sein, tritt gleichzeitig eine gewisse Unverbindlichkeit auf den Plan. Nicht mehr die langjährige Bindung an eine bestimmte Tageszeitung oder ein Fernsehprogramm sind heute gefragt, sondern das "Zappen" zwischen gleichartigen Informationskanälen steht auf dem Programm. Immer schneller wird nach neuen Reizen gesucht. Das Internet kommt hier gerade mit der Hypertexttechnik des WWW entgegen und trifft bei den Surfern in die Bedürfnislücke.

1.5.3 Globalisierung ("global village")

Das Internet wird oft als "global village" oder "globales Dorf" bezeichnet.27 In diesem Dorf findet Kontaktaufnahme, Erfahrungsaustausch, Zusammenarbeit und Zusammenleben statt.28 Es spielt dabei keine Rolle, wo man sich in der realen Welt aufhält. Es spielt ferner keine Rolle, welche Hautfarbe man hat, ob man eine Behinderung aufweist oder welchen Beruf man ausübt. Jeder ist durch seine Teilnahme in die Netzgemeinschaft integriert.

Die Bezeichnung vom weltweiten Dorf entspringt m.E. aus dem Wunsch, nicht im unendlichen "Cyberspace" aufzugehen, sondern dort seine eigene Position zu orten. Dazu werden dem Raum Strukturen angeeignet. Kultur-, Raum und Zeitübergreifend scheinen dabei die gesellschaftlichen Schranken und Weltanschauungen aufgehoben worden zu sein. Das Internet spiegelt auch die Vorstellung einer realisierten multikulturellen Gesellschaft ab, die im Fremden das fehlende Eigene sucht. Die Besonderheit dieses Dorfes liegt jedoch in der rein virtuellen Existenz; es ist eben nur in Form von Daten vorhanden!

Dicht bei dem globalen Aspekt liegt ein weiterer, nämlich das gleichzeitige Zusammenspiel von Lokalität und Globalität.

1.5.4 Omnipräsenz

Daraus ergibt sich das wohl stärkste Angebot des Internet, die "Omnipräsenz". Die Mitgliedschaft in der globalen Kommune und die gleichzeitige lokale Anwesenheit vermittelt ein Gefühl der Allgegenwart und der Allmacht, in das Geschehen überall auf der Erde eingreifen zu können. Ein Stück weit wird auf diese Wiese die körperliche und räumliche, ja auch die zeitliche Begrenztheit des Menschen aufgehoben.

1.5.5 Privatatmosphäre, Individualisierung und Selbstverwirklichung

Trotz der Globalisierung steht das Individuum im Internet nicht zurück. Die Nutzer legen einen großen Wert auf Selbstbestimmung und sie verlangen freien Zugriff auf die Netzressourcen und möglichst wenig Kontrolle und Zensur. Das haben Umfragen und Reaktionen der Netzteilnehmer oft gezeigt. Und damit kommt das Internet auch dem sehr großen Bedürfnis in der Gesellschaft nach, das Leben unabhängig in Freiheit zu gestalten und zu verwirklichen.29

Für diese Realisierung der eigenen Unabhängigkeit ist es unabdingbare Voraussetzung, dass alle Teilnehmer des Internet auf einer einheitlichen Stufe stehen, und sich nicht gegenseitig in ihrem Wirken behindern.

1.5.6 Gleichberechtigung (Basisdemokratie)

"Das Internet gehört allen und niemandem. Die verschiedenen Interessengruppen haben alle die gleichen Rechte [...,] Monopole gibt es nicht." Der Satz beschreibt die ursprüngliche, aber auch sich scheinbar immer wieder durchsetzende Idee einer basisdemokratischen Netzstruktur. Jedoch ist diese Sicht nur bedingt richtig. Eine solche Struktur bietet sich im Internet nur hinsichtlich der Nutzer. Beim Blick hinter die Kulissen, auf die Verwaltung und die Organisation ist die Macht nicht gleichmäßig auf die Basis verteilt, sondern liegt überwiegend in Händen der amerikanischen Regierung.

Die aufkommende Kommerzialisierung wird in den nächsten Jahren zeigen, ob das Internet überhaupt weiterhin allen Menschen in gleicher Weise offensteht, wie bisher. Schon jetzt wird befürchtet, dass sich eine neue Gesellschaftsschicht bilden wird, die "Information-Poor", die keinen Zugang zum Internet haben.

1.6 Zusammenfassung

Das Internet bietet neben einer Reihe bekannter Kommunikationsmöglichkeiten einige neue. Die Besonderheit des Internet liegt aber dabei nicht in den einzelnen vorhandenen Möglichkeiten, sondern darin, dass diese alle in diesem Medium vereinigt werden. Dabei bieten sich Möglichkeiten des Wechsels von mono- zu bidirektionalem Austausch, sowie von dynadischer zu kollektiver Kommunikation. Ferner finden die Kommunikationsvorgänge in ungezwungener Weise asynchron oder synchron statt, und es ergibt sich durch die Verknüpfung von beiden Möglichkeiten sowie durch die Einführung der Hypertexttechnik die Möglichkeit interaktiver Kommunikation.

Der größte Teil der Kommunikation im Internet geschieht (noch) in reflektierter Spontaneität, d.h. asynchron. In neueren Entwicklungen nimmt jedoch auch das Angebot der synchronen Kommunikation zu (Chat, Telefonieren und Videokonferenzen via Internet).

Noch vor einigen Jahren bestand die Hoffnung, dass der Beginn des Informationszeitalters mehr Vor- als Nachteile beschere. Diese Hoffnung ist jedoch durch die einsetzende Kommerzialisierung des Internet in Frage gestellt. Gleichzeitig stößt das Medium Internet in die Marktlücke einer Reihe von gesellschaftlichen Grundbedürfnissen und befriedigt diese mehr oder weniger. Das macht einen großen Teil des Reizes aus, der vom Internet ausgeht.

Copyright by Gerhard Schlake, 1998.

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Anmerkungen

1   Die Idee zu diesem Netzwerk wurde bereits 1964 von der Rand Corporation geliefert.
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2   Die Schreckensvision eines atomaren Angriffs durch die UdSSR war in den 60er Jahren, ausgelöst durch die Kubakrise, in den USA sehr gegenwärtig.
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3  Das sog. TCP/IP (Transmission Control Protocol/Internet Protocol) wurde durch Vinton Cerf und Robert Kahn entwickelt und 1974 eingeführt. Es ist bis heute Standard der Internet-Kommunikation. Vereinfacht lässt sich die Funktionsweise mit einem Paket vergleichen, dass in einen adressierten Umschlag gepackt wird.
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4  Ziel ist es danach, bis zum Jahr 2000 jeder öffentlichen Einrichtung in den USA einen Internetanschluss zu verschaffen; bis zum Jahr 2005 jeder Privatperson. Zur Umsetzung wurde der NIAC gegründet, der folgende Aufgaben hat: a) Sicherung von universellem Zugang und Service; b) Schutz von Privatsphäre und Sicherheit; c) Schutz von geistigem Eigentum; d) Förderung der elektronischen Wirtschaft; e) Förderung von Aus- und Weiterbildung.
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5  Angaben nach DeNic. Vgl. die Grafik "Wachstum der Rechner". Bei den Statistiken ist zu beachten, dass hier die Anzahl der am Netz angeschlossenen Computer genannt ist. Hinzu kommen noch die Nutzer der sog. Online-Dienste. Ferner macht diese Statistik auch keine Aussage darüber, wie viel Personen den Computer benutzen.
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6  Zahlen nach der 6. GVU-Umfrage, die vom 10.10.96-10.11.96 in den USA durchgeführt wurde. Dort beteiligten sich knapp 14600 Personen. Der Anteil der Befragten aus der USA lag bei 83%.
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7  Dabei sind die Angaben auf die Domäne beschränkt, d.h. auf den jeweiligen Server des Nutzers sowie auf die Länderkennung. Die Nutzung des Angebotes der Ev. Kirche in Württemberg lässt sich z.B. unter http://www.elk-wue.de/stat/index.html ansehen. Die EKD und die hannoversche Landeskirche veröffentlichen ihre Zahlen dagegen nicht.
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8  Weitere Informationsmethoden und -quellen im Internet sind zum Beispiel das FTP (File Transfer Protocol) zum Übertragen von Daten und Dateien aller Art oder das gopher- oder archie-System (Datenbanken). Auf sie soll im folgenden nicht eingegangen werden.
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9  Eine "Killerapplikation" markiert eine Softwareentwicklung, die in der Geschichte des Internet einen Meilenstein gesetzt und somit zum Erfolg der Technologie geführt hat. Die Einführung des WWW markiert zugleich auch den Beginn des explosionshaften Wachstums des Internet.
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10 Oft auch einfach "Link" genannt. Hyperlinks sind Querverweise im Text.
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11  Mit Site werden die einzelnen aufrufbaren Seiten des WWW bezeichnet. Die Eröffnungsseite eines Anbieters ist die Homepage.
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12 Den jeweiligen Aufenthaltsort kann man ggf. an der "Adresse" (URL) der Seite erkennen. So sind die Domain-Endungen für einzelne Länder festgelegt. Weitere Endungen kommen aus der Anfangszeit des Internet hinzu. Der Domainname gibt somit Auskunft über den entsprechenden Anbieter. So lautet z.B. die URL der Staats- und Universitätsbibliothek in Göttingen: http://www.sub.uni-goettingen.de/.
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13 Ein 4-seitiger Brief in die USA z.B. kostet dem Absender momentan mit der Deutschen Post (Luftpostbeförderung, vgl. Service-Informationen 32) 4 bzw. 6 DM. Über das Internet versandt kostet der gleiche Brief etwa 0,12 DM.
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14 Ausnahme sind sog. "Emoticons" (vgl. dazu unter 1.3.9.) und die Möglichkeit wie bei der Email audio-visuelle Dateien anzuhängen.
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15 Das USENET ist kein eigenes Netzwerk, wie das Internet, sondern bezeichnet nur die Computer, die als Newsserver dienen.
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16 Die Themen sind z.B.: comp (Computer), misc (diverse Themen); rec (Hobbys, Erholung und Freizeitgestaltung); sci (Wissenschaft); soc (Sozialer und gesellschaftlicher Bereich). Diese Bereiche teilen sich dann oft wieder in weitere Unterthemen. Die Zahl der im Internet vorhandenen Newsgroups wird im Jahr 1996 mit ca. 25000 angegeben, mit dem Vermerk, dass sich die Zahl bisher jährlich verdoppelt hat.
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17 So gaben 35,5% in der GVU-Umfrage vom Herbst 1996 Zensur als das größte Problem des Internet an. An zweiter Stelle folgte die Wahrung der Privatatmosphäre (26,2%) (vgl. Angaben in der General Bulleted List unter http://www.cc.gatech.edu/ gvu/user_surveys/survey-10-1996/bulleted/ general_bullets.html).
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18 Geschichtlich gesehen gab es jedoch schon seit 1976 Mailinglisten. Das Verfahren ist daher älter als das der Usenet-Newsgroups.
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19 Ausgenommen sind davon eigentlich nur explizite Expertenrunden zu wissenschaftlichen Themen.
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20 MUD’s (Multiuser-Dungeons) sind Abenteuerspiele auf dem Computer, die in einer Vielzahl von virtuellen Räumen ablaufen. Dabei spielen mehrere Spieler gleichzeitig in einem Spiel. Vom Aufbau ähneln die MUD’s Foren.
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21 Gerade hier ist jedoch durch die Kommerzialisierung des Netzes momentan ein starker Umbruch feststellbar.
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22 Das Vorhandensein von unsinnigen Informationen wurde häufiger als eines der größten Übel des Internet in der von mir durchgeführten Umfrage genannt.
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23 Bei der 6. GVU-Umfrage gaben 46,1% der Befragten an, durch das Internet neue Kontakte geknüpft zu haben.
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24 Ellsworth, Jill H. "Die Idee des Internets". Internet für Insider. Hg. Billy Barron, Jill H. Ellsworth und Kevin M. Savetz. Haar bei München: SAMS, 1996, Seite 40.
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25 Die eigene Email-Adresse gehört vielfach zum angestrebten Statussymbol wie die eigene Homepage.
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26 Das stellten auch mehrere befragte Personen in der durchgeführten Umfrage heraus. Die Goldgräberstimmung wird zudem durch die Werbeindustrie geschürt. Selbst in der Rundfunk- und Fernseh-Werbung finden sich Hinweise auf die entsprechende Homepage im WWW.
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27 Der Ausdruck wurde bereits in den 60er Jahren durch Marshall McLuhan eingeführt.
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28 Besonders eindrucksvoll ist das in "virtuellen Städten" wie z.B. "De Digitale Stad", einem Amsterdamer Computerprojekt. Hier werden die Kommunikationsmöglichkeiten des Internet in Form einer virtuellen Stadt dargestellt. Es gibt Marktplätze zum Diskutieren (News) und Häuser, die man bewohnen kann (Homepages). Auch haben Banken, Versicherungen und öffentliche Dienstleistungsunternehmen ihren Platz in der Stadt. Im Internet zu finden ist sie unter http://www.dds.nl/dds/amsterdam/.
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29 Selbstdarstellung und Imagepflege gaben ca. 25% der Teilnehmer an der (von mir durchgeführten) Kirche-und-Internet-Umfrage als Ziel an, das sie mit der Veröffentlichung von Webseiten verfolgen. Nur das Bekanntmachen (Werbung) der eigenen Arbeit lag mit knapp 50% höher.
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